Liebe Freundinnen und Freunde des Newsletters, |
„Ich kann nicht mehr runterkommen“, so geht es Dir durch den Kopf und schlaflos drehst Du dich im Bett hin und her. Oder Du bekommst zu hören: „Jetzt komm doch mal runter!“ Wir kennen diese Sätze alle und jeder hat sofort ein Verständnis von dem, was gemeint ist. Jedoch, versuch Dich mal in einer geschriebenen Erklärung, was Du mit „runterkommen“ meinst. Gar nicht so einfach. |
Der Volksmund geht hier einfach davon aus, dass man auf einer irgendwie gearteten stimmungsmäßigen, ungebührlichen „Höhe“ ist, von der sich nicht so leicht absteigen lässt. Zudem schein das Verweilen dort „oben“ auch nicht nur heilsam zu sein. Als junger Bursche stieg ich oft – ich liebte das Klettern – auf hohe Bäume, von denen ich manches Mal nur mit Hilfe meines Vaters und seiner Leiter wieder herunterkommen konnte. |
In meiner Zeit als globaler Manager in der ABB Group war aus dem Baum eine Position mit sehr viel Verantwortung geworden, die mich oft Tag und Nacht gefangen hielt, der ich irgendwann viel zu viel Energie und Lebenskraft gönnte. Bei diesem „Baum“ kamen mir kein „Vater“ und keine „Leiter“ zu Hilfe. (Letztlich fiel ich herunter.) |
Mir war lange Zeit gar nicht bewusst, dass ich auf einem gefährlich hohem „Baum“ gefangen saß. Was ich bemerkte war, dass mein Leben erheblich an Leichtigkeit verloren hatte und dass ich mich nach diesem Verlorenen sehnte. |
Ein Weg nach unten, ein „runterkommen“ macht nur Sinn, wenn man sich bewusst ist, dass man „oben“ ist und dass man nach „unten“ will. Dies kann zu einer sehr schwierigen Kletterpartie werden, denn es gibt Kräfte, die zurückhalten, das Klettern unsicher machen und man lässt auch einiges „oben“ zurück. „Ich kann nicht mehr runterkommen“, mag in diesem Bild heißen: „ich will zwar hinab, aber ich finde keinen gangbaren Weg.“ |
Ja, manchmal muss man einfach mit dem Klettern anfangen, auf gut Glück und mit der Hoffnung, später doch noch einen gangbaren Weg zu finden. Wenn es geht, sucht man einen Helfer mit einer „Leiter“, jemanden, der solche Kletterpartien kennt. |
Die vordringlichste Aufgabe ist es, wahrzunehmen, wie man gerade ist, wie sich der Körper anfühlt in seiner Schwere, wie die Gefühle alles beeinflussen und wie die Gedanken unentwegt aufrühren und auch hemmen und nur zu selten eine geniale Idee produzieren. |
„Unten“ ankommen, wieder Leichtigkeit und Gelassenheit und Ruhe zu spüren, hat etwas damit zu tun, den Körper von Aufregung in Ruhe zu bringen, Gefühlen ihren Raum zu lassen und sie abzukühlen und die Gedanken kommen und gehen zu lassen, ohne, dass ich mit sofortigem Handeln auf all die Impulse reagiere. |
Wie kann ich das erreichen oder erlernen? Es gibt Wege, doch keiner ist leicht und jeder bedarf Mut und Ausdauer. Im Anschluss eine von vielen Übungen. |
Nimm Dir mindestens 30 Minuten Zeit, begib Dich an einen ruhigen Ort, wo Du ungestört sitzen oder liegen kannst. |
Schließe Deine Augen und konzentriere Dich auf Deinen Atem, spüre, dass Du lebst. Wenn Du so in die Stille kommst, kann es sein, dass es ziemlich „laut und hektisch“ in Dir wird und Du vielleicht schon sogleich die Lust zum Üben verlierst. Mach einfach weiter und halte Dich mindestens 5 Minuten aus. |
Dann spüre hinein in Deinen Körper und nimm wahr, was für einen Handlungsimpuls Dein Körper hat: will er sitzen, liegen, stehen oder gehen? Was immer Du feststellst, gib dem Impuls erstmal nach, also gehe, sitze, stehe oder liege. |
Während Du das tuest, wende Deine Aufmerksamkeit Deinen Gefühlen zu, versuche wahrzunehmen, was Dich gerade erfüllt. Suche nicht nach Ursachen, verlier Dich nicht in Geschichten, versuche auch nicht zu werten, versuche einfach nur wahrzunehmen, was ist. Dabei wirst du Störungen durch den Körper und Deine Gedanken erleben, gib ihnen nicht nach. |
Dann wende Dich bewusst Deinen Gedanken zu, erkenne, was sie von dir wollen. Gedanken fordern immer eine Aktion oder einen neuen Gedankenimpuls. Nimm wahr, aber folge Ihnen nicht. Auch hierbei wirst du Störungen von Körper und Gefühlen erleben. Gib diesen Störungen keinen Raum. |
Nach den Gedanken wende Dich wieder dem Körper zu und beginne den Kreislauf von vorne. Durchlaufe diese Übung mindestens 5 mal, besser mehr, erwarte aber nichts Besonderes am Ende. |
Durch die Beobachtung setzt Du eine „paradoxe Veränderung“ in Gang, die nur durch die Beobachtung ausgelöst wird. |
Ich wünsche Dir viel Geduld. |
|
Ganzjährige Termine nach Vereinbarung
Therapeutische Einzelberatung: Mit interessierter Aufmerksamkeit unterstützen wir bei Themen, die bei Ihnen gerade im Vordergrund stehen und Sie möglicherweise an einem entspannteren Leben hindern. |
(Therapeut/Therapeutinnen: Alfred Spill (Bensheim), Elke Harder (Karlsruhe), Jacqueline Franz (Speyer), Tanja Duda (Frankfurt/M)) |
Systemische Einzelberatung: Wir unterstützen Erkenntnis und Veränderung bei schwierigen Themen, die im Zusammenhang mit Beziehungen im familiären oder beruflichen Umfeld stehen. |
(Beratung je nach Verfügbarkeit und Thema: Inge Baum (Bensheim), Tanja Duda (Frankfurt/M), Yvonne Kunz (Bensheim)) |
Therapeutische Paarberatung: Mit respektvoller Neutralität unterstützen wir Sie bei Konflikten in den verschiedenen Phasen Ihrer Beziehung und begleiten Sie bei Veränderungen. |
(Therapeut/Therapeutinnen: Alfred Spill (Bensheim), Elke Harder (Karlsruhe), Jacqueline Franz (Speyer), Tanja Duda Frankfurt/M)) |
Gestalttherapeutische Gruppe: Im vertrauten Miteinander unterstützt die geleitete Gruppe durch gemeinsame gestalttherapeutische Experimente und offenen Erfahrungsaustausch Bewältigung und mögliche Veränderungen der Lebenssituation. |
(Gruppenleitung: Alfred Spill und Jacqueline Franz (Bensheim)) |
(Die Gruppe ist bis zum Juni 2023 ausgebucht. Die neue Gruppe startet im September 2023) |
Systemische Aufstellungen: Im vertrauten Miteinander unterstützen wir durch systemische Aufstellungen in einer Gruppe einen offenen Erfahrungsaustausch und mögliche Veränderungen der Lebenssituation. (Leitung je nach Verfügbarkeit: Alfred Spill (Bensheim), Inge Baum (Bensheim), Tanja Duda (Frankfurt), Yvonne Kunz (Bensheim)) |
Unverbindliche Kontaktaufnahme: dr.alfred.spill@gmail.com oder 0171 5666 705…Termine sind kurzfristig verfügbar. Die Abrechnung erfolgt privat mit monatlicher Rechnung zum jeweils vereinbarten Stundensatz. Keine Abrechnung über Krankenkasse. |
|